Nachverdichtung soll Wohnraum schaffen, das war wohl auch mit der Baugenehmigung bezweckt. Aber um welchen Preis? Im Unterzentrum Neuperlach Süd machen derzeit Mieter und Gewerbetreibende leidvolle Erfahrungen mit der von der Stadt erlaubten Nachverdichtung. Ein drei- bzw. vierstöckiges Gebäude mit sieben Gewerbeeinheiten im Erdgeschoß bildet eine Seite eines bislang idyllischen Kleinzentrums an der Maximilian-Kolbe-Allee. Dieses Gebäude wurde aber vor wenigen Jahren an einen Investor verkauft. Dieser wollte die Gewerbeeinheiten in Wohnungen umwandeln und zwei Stockwerke aufstocken. 3500 Unterschriften kamen gegen den Versuch, die kleinen Läden, die die ganze Umgebung mitversorgen, zu zerstören, zusammen. Die Stadt stellte fest, dass das Gewerbe planungsrechtlich festgeschrieben sei. Eine Umwandlung war nicht möglich.
Nichtsdestotrotz kündigte der neue Investor allen Gewerbetreibenden die Läden und gab ihnen neue Mietverträge vor. Diese enthielten Klauseln, die die Miete fast verdoppelten und die keine Entschädigungen für die Behinderungen der Läden durch die kommenden Bauarbeiten vorsahen. Zwei Ladenbesitzer gaben entnervt auf. Die anderen erleben gerade einen Baustellenhorror, so dass zwei Läden erst in Monaten wieder öffnen wollen. Warum? Das Gebäude ist komplett eingerüstet, so dass die Läden nur durch einen schmalen Gang überhaupt erreichbar und quasi unsichtbar sind. An den Klingelschildern der Mietwohnungen ist erkennbar, dass auch einige Mieter aufgegeben haben, mindestens sechs Wohnungen stehen leer.
Für die Aufstockung ist es notwendig, durch alle Stockwerke hindurch Löcher zu bohren und mit Stahlträgern hierdurch das Bauskelett zu verstärken, damit der Bau zwei Stockwerke zusätzlich tragen kann. D. h. alle Läden wurden dafür vorübergehend geschlossen und mit Stahlträgern versehen. Mit anderen Worten, die Aufstockung ist eine Zumutung, da die Bauarbeiten monatelang an einem bewohnten und lebendigen Haus nachträglich durchgeführt werden.
Das war eine miese Entscheidung, das zuzulassen. Es wäre aber nie passiert, wenn das Haus einer privaten Wohnungseigentümergemeinschaft gehört hätte. Diese hätte kein Interesse gehabt eine Rendite durch eine Aufstockung zu erzielen. Man muss daher das Übel an der Wurzel bekämpfen: Die Deutschen müssen endlich ein Volk von Wohnungseigentümern werden. Nur Eigentum sichert Freiheit. Da muss München mit einer Wohnungseigentumsquote von ca. 27 % noch viel nachholen! Wir setzen uns dafür ein!
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